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Sat-ND, 7.3.96




Sat-ND -- Informationen zur europäischen Satelliten- und Medienszene
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Nachrichten vom 7.3.1996

Daily (Digital) Soap
Es wie in einem Fortsetzungsroman oder einer daily soap: Die unendliche 
Geschichte von der Einführung des Digitalfernsehens in Deutschland ging 
auch heute weiter. Nach dem gestrigen Einstieg Rupert Murdochs in ein 
joint venture von Canal Plus und Bertelsmann steht zwar fest, daß das 
Digital-TV nun doch wesentlich schneller kommen wird als noch vor 
wenigen Wochen gedacht. Dabei geht es natürlich nicht darum, wann 
welches Paketchen auf welchem Transponder auftaucht, sondern um die 
Frage, wann der Zuschauer denn endlich seine Settop-Box kaufen oder 
mieten kann, wenn er es denn unbedingt will. Da sieht es inzwischen 
angeblich ganz gut, meinte ein Sprecher des Bertelsmann-Ablegers ufa. 
Drei europäische Unternehmen hätten inzwischen mit der Fertigung der 
Decoder begonnen.
Doch Ankündigungen alleine haben nicht viel zu bedeuten, und dann war da 
ja noch die Sache mit dem möglicherweise nötigen zweiten Decoder für 
Programme aus dem Umfeld des Medienzaren Leo Kirch. Er könnte am Ende 
doch nicht so abgeschlagen dastehen, wie es im Moment den Anschein hat 
-- als Nutzer seiner d-box kommt neben Telepiù auch FilmNet in Frage. 
Und möglicherweise auch bald die CLT, die Muttergesellschaft aller RTLs 
dieser Welt. Sie ist über den Schwenk des umworbenen Rupert Murdoch ins 
andere Lager so erbost, daß sie demnächst möglicherweise mit Kirch 
gemeinsame Sache macht. Man werde, so ein CLT-Sprecher, die "zukünftige 
Allianzpolitik zum gegebenen Zeitpunkt bekanntgeben."
Mittendrin findet sich der staatliche französische Medienkonzern Havas, 
der zwar wesentlich an der CLT beteiligt ist, in dem 
Murdoch/Bertelsmann/Canal-Plus-Pakt aber 10 Prozent stimmrechtsloser 
Anteile erhalten soll. Und das zusätzlich zu den 24 Prozent, die man an 
Canal Plus hält. Schon gerüchtet es, Havas könne demnächst ganz aus der 
CLT aussteigen. Die zeigt sich dementsprechend völlig orientierungslos 
-- RTL-Dämmerung?
Bislang ist die CLT in der Multimedia-Betriebsgesellschaft vertreten, 
der die Deutsche Telekom AG, ARD, ZDF und RTL angehören. Ein Ausscheren 
der CLT wäre insofern peinlich, als daß sich das deutsche RTL 
schließlich zu 49 Prozent im Besitz eben dieser Firma befindet. 
Allerdings: Die Mehrheit hatte sich Bertelsmann erst vor wenigen Monaten 
durch die Übernahme kleinerer Anteile anderer Gesellschafter und einen 
Poolvertrag mit der ebenfalls am Sender beteiligten WAZ-Gruppe 
gesichert, und in der Angelegenheit laufen noch mehrere 
Gerichtsverfahren. Der MMBG kann ein möglicher CLT-Ausstieg relativ egal 
sein -- plötzlich drängen weitere Gesellschafter herein. Offiziell 
bestätigt ist inzwischen der Einstieg von RWE, Thyssen, debis, France 
Telecom und British Telecom. Sie werden insgesamt 24 Prozent der Anteile 
halten.

Deutsche Medienpolitik: Fünf Jahre hinterher
Während bereits weltweite Allianzen für das Digital-TV in Europa 
geschmiedet werden, sich neue Medienmultis bilden, Milliardenanteile wie 
Figuren auf dem Schachbrett hin- und hergeschoben werden, sind die 
deutschen Landesfürsten heute nach jahrelangen Auseinandersetzungen in 
Sachen Medienkonzentration zu Potte gekommen. Zu spät -- denn was die 
Ministerpräsidenten heute als neue Regelung zur Verhinderung von 
Meinungsmacht beschlossen, interessiert die digitalen Paketschnürer von 
Murdoch über Bertelsmann bis Kirch wohl kaum. Es betrifft ja nicht 
einmal die real existierende Fernsehszene, der keinerlei Änderungen 
bevorstehen. Und deshalb ist es lediglich Makulatur, was in den neuen 
Medienstaatsvertrag hineinkommen soll: Fernsehunternehmen werden demnach 
im Mittel höchstens 30 Prozent der Zuschauer berieseln dürfen. Natürlich 
ist jede der vorhandenen Senderfamilien im Moment weit davon entfernt. 
Schon ab 10 Prozent Zuschaueranteil müssen Sendezeiten in Form von 
Fensterprogrammen an Drittanbieter abgetreten werden. Auch das passiert 
bei RTL und SAT.1, den einzigen Sendern mit über 10 Prozent Marktanteil, 
schon seit langem. Interessant dürfte das lediglich bei Pro Sieben 
werden, das sich in den letzten Monaten stets mit einer 9 vor dem Komma 
präsentierte. 
Der im Hause Kirch praktizierte Vater-Sohn-Trick wird in Zukunft 
möglicherweise nicht mehr funktionieren: Angehörigenklauseln in 
Verträgen sollen überprüft werden. Was soll's, der Fall Pro Sieben ist 
durch die Umwandlung des Senders in eine Aktiengesellschaft längst 
gegessen. Privatsender müssen außerdem in Zukunft nicht nur ihre 
Beteiligungen, sondern auch Programmbezugsquellen offenlegen -- wieder 
eine Konsequenz aus dem Fall Pro Sieben. Ob damit Tricks wie das 
Verschieben von Programmaterial über einen Strohhändler ausgeschlossen 
sind, darf bezweifelt werden.
Wie so oft bei den Medienpolitikern: Der Berg kreißte und gebar eine 
Maus. Beim Analogfernsehen, daß es sicherlich noch einige Jahre lang 
geben wird, darf man getrost diese Prognose wagen: Es ändert sich 
nichts. Und beim Digitalfernsehen werden derzeit gerade die Fakten 
geschaffen, die die Politik in fünf Jahren oder so dann pro forma 
genehmigen wird -- durch Beschlüsse wie den heutigen. Der mutig gewesen 
wäre, hätte man ihn 1991 gefaßt.

Loral baut für Murdoch
Leider müssen wir immer über die selben Firmen berichten, in diesem 
Falle Rupert Murdochs News Corp. Diesmal geht es Einzelheiten zum 
Digital-TV, daß er zusammen mit dem Kommunikationsgiganten MCI in den 
USA plant. Und damit Schluß mit digital für heute -- jetzt geht's um 
Satelliten. Zwei werden es werden, gebaut und gebrauchsfertig geliefert 
werden sie von Loral Corporation, postiert werden sie auf 110 Grad West. 
Der erste der beiden startet Ende 1997 mit einer russischen 
Proton-Rakete, der zweite Anfang 1998 mit einer US-amerikanischen ATLAS 
IIA. Kostenpunkt des digitalen Doppelwhoppers: Geschätzte 400 Millionen 
US-Dollar. Jeder der Satelliten hat 32 Ku-Band-Transponder an Bord, 
erreicht neben dem Hauptgebiet der USA auch Hawaii, Alaskai und Puerto 
Rico. Lebensdauer: Jeweils 12 Jahre.
Loral wird damit zum dritten Mal einen Auftrag für ein direktstrahlendes 
Satellitensystem erhalten -- die Kunden zuvor waren PanAmSat und TCI. 


Außerdem...

Viacom mietet fünf Transponder auf dem kommenden GALAXY IX. Die 
bekanntesten Programme des Konzerns, Music Television, Nickelodeon, 
Showtime, The Movie Channel und Sundance Channel, werden für die USA ab 
Juni im C-Band über diesen Satelliten abgestrahlt. Das jedoch nicht 
lange: Anfang 1998 werden sie auf GALAXY X wechseln. Der Vertrag mit dem 
Satellitenbetreiber Hughes läuft insgesamt über 12 Jahre.

Auf EUTELSAT II-F1 (13 Grad Ost,) Transponder 39 (11,638 h und 11,669 h) 
wird das Digital-Paket der französischen Produktionsfirma AB starten. 
Das hat Holger Zeissler von der Eutelsat-Agentur erfahren. Der Start 
soll am 15.3. parallel zum Sendebeginn des französischen Pakets auf 
11,080 v erfolgen. (Stefan Hagedorn)


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Stefan Hagedorn: 100702.350@compuserve.com

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