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Sat-ND, 28.3.96
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From: Peter C Klanowski <pck@LyNet.De>
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Date: Fri, 29 Mar 1996 00:12:49 +0100
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From owner-sat-nd@tags1.dn.net Thu Mar 28 18: 49:39 1996
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Nachrichten vom 28.3.1996
INMARSAT, fünfte Generation - die erste
Ein geostationärer Satellit der weniger bekannten Machart steht vor dem Start:
INMARSAT 3-F1. Los geht's von Cape Canaveral am 1. April zwischen 6.04 und 6.41
Ortszeit. Der Satellit ist der erste der sogenannten fünften Generation, der
durch mehr Leistung und bessere Technik ganz neue Anwendungen verspricht. Vor
allem das Telefonieren über INMARSAT wird dank kleinerer Endgeräte billiger.
Gestartet wird mit einer Atlas IIA. Ob auch der zweite der neuen INMARSATs,
dessen Start ebenfalls 1996 bevorsteht, mit einer Atlas hochgeht, ist unbekannt.
Den Vertrag hat man mit dem relativ neuen amerikanisch-russischen joint venture
ILS (International Launch Services) abgeschlossen, das Atlas- und Proton-Raketen
vermarktet.
Und jetzt der Abspann für diesen Start: Satellit - Lockheed Martin;
Kommunikations-Nutzlast - Matra Maconi Space; Startrakete - Lockheed Martin.
GPS wird genauer
Die US-amerikanische Luftwaffe, auf neudeutsch auch als Air Force bekannt,
startete heute mit einer Delta II erfolgreich den 25. Satelliten des Global
Positioning System (GPS), das weltweit zur Navigation und Ortsbestimmung mit
kleinen und preisgünstigen Geräten genutzt werden kann. Es besteht übrigens aus
24 Satelliten, so daß der Verwendungszweck für den Neuen deutlich wird: Er wird
einen der GPS-Oldies ersetzen. Kenner der politischen PR-Mechanismen werden es
kaum für einen Zufall halten, daß heute US-Präsident Clinton eine Verordnung zur
Freigabe des GPS-Systems für die zivile Nutzung unterzeichnen wollte, die morgen
wohl von Vizepräsident Al Gore bekanntgegeben wird.. Die war zwar schon immer
möglich, dank eines Störsignals allerdings mit deutlich reduzierter Genauigkeit.
Es sei denn, die USA waren mal wieder irgendwo als Weltpolizist in kriegerischer
Aktion. Das Militär selbst hat nämlich nicht genügend militärische
GPS-Ortungsgeräte und muß in Krisenzeiten deshalb auf zivile Versionen
zurückgreifen. Meistens wurde deswegen das Störsignal ohnehin abgeschaltet. Wo
es auf erhöhte Genauigkeit ankommt, zum Beispiel in der Nähe von Flughäfen, kann
man die Auflösung des Systems ohnehin durch Einsatz terrestrischer
Referenzstationen erhöhen.
Entgegen anderen Forderungen werden die USA auch weiterhin keine Gebühren für
die Nutzung von GPS erheben (wie sollte das auch funktionieren?) Die Industrie
kann sich also auch weiterhin verrückteste Einsatzzwecke für GPS ausdenken, wozu
das Aufspüren geklauter Autos ebenso zählt wie der Einsatz auf dem Grün. Dort
werden Golfer inzwischen per GPS zum nächsten Loch gelotst. Nur ein Gerücht ist
hingegen, daß bald auch GPS-Empfänger in Golfbälle eingebaut werden, um sie
wiederzufinden.
Labour sendet über Satellit
Von dieser Partei können deutsche Politiker etwas lernen: Die britische Labour
Party weihte heute ihren eigenen Satelliten-Uplink mit der Übertragung einer
Pressekonferenz ihres Vorsitzenden Tony Blair ein. Der legt ja sowieso ganz toll
viel Gewicht auf die neuen Technologien, und immerhin: Er nutzt sie auch.
Während sich die Labour Party über die altmodischen und langweiligen
Pressekonferenzen der Konservativen amüsiert, ziehen die Tories den
Rechenschieber heraus. Man müsse die Kosten für den Satelliten-Gag wohl auf die
Wahlkampfkostenerstattung für die bevorstehenden Nachwahlen zum Unterhaus
anrechnen.
Lockheed Martin und Loral: EU sagt Ja
Eine höchst satellitige Elefantenhochzeit steht kurz vor der Vollendung.
Lockheed Martin Corp (LMC) kauft den größten Teil von Loral Corp. Doch gerade
für den Satellitenbereich von Loral hat man sich etliche Tricks und Kniffe
einfallen lassen, die heute sogar die EU-Kommission dazu veranlaßten, keinerlei
Einwände zu erheben. Die Trabantenmanufaktur wird pro forma einer neu zu
gründenden Firma namens Loral Space & Communications Ltd (LSCL) übertragen.
Zwischen ihr und LMC gibt es zwar finanzielle und rechtliche Verbindungen, doch
reichen die nicht aus, um einen beherrschenden Einfluß anzunehmen. Weitere
Prüfungen behält sich die EU-Kommission vor. Ansonsten geht die Fusion wohl über
die Bühne, denn in anderen Bereichen ergänzen sich beide Firmen so, daß sich die
Marktanteile beider kaum addieren dürften. Derzeit setzt LMC rund 20 Milliarden
ECU um, Loral 5 Milliarden.
Bertelsmann hat kein Interesse an MGM
In Gütersloh ist man genervt. Jedesmal, wenn einer dieser lästigen Auktionen von
US-Filmstudios ansteht, weht der Name Bertelsmann penetrant wie Knoblauchduft
durch die Gerüchteküche. Das sei nichts dran, stöhnt ein Manager, in der
Richtung läuft gar nichts. Was ist passiert? Der jetzige Eigentümer von Metro
Goldwyn Mayer (MGM), die französische Credit Lyonnais, stößt das Studio ab. Kein
Notverkauf; man muß die Mehrheit ganz einfach aufgrund von US-Gesetzen aufgeben,
die die Kontrolle einheimischer Filmproduzenten nicht auf Dauer gestatten. Und
schon sprossen die Gerüchte über Bertelsmann, das wegen seiner digitalen
Aktivitäten beim Bezahlfernsehen doch nun wirklich auf der Suche nach Software
sein müsse. Immerhin gibt es einen weiteren potentiellen Bieter, der für seine
Unternehmungen ebenfalls Stoff braucht: PolyGram NV aus den Niederlanden. Es
gibt noch andere Teilnehmer für die Auktion, die bei 1,5 Milliarden US-Dollar
beginnt, bis zu sechs Monate dauert und letztlich bis zu 2,5 Millionen Dollar
einbringen könnte. Da ist eine Firma aus Los Angeles, bei der der andere
australische Medienmagnat, Kerry Packer, im Verbund mit Südkoreas
Henkelwarenschmiede Samsung mitspielt; Walt Disney natürlich, General Electric
(Eigentümer von NBC), Chargeurs (prominent an BSykB beteiligt) und sogar der in
der Öffentlichkeit wenig bekannte deutsche Filmhändler Rolf Deyhle. Ob ein
bekannterer deutscher Filmhändler auch mitbietet? Man wird sehen -- bis Mai 1997
muß Credit Lyonnais ihre Mehrheit an MGM abgestoßen haben.
China-TV kommt besser
Während ich mich redlichst abmühe, Rundfunksendern klarzumachen, daß man
Sat-Freaks nicht so "stiefmütterlich" behandeln sollte, hat heute ein Anruf bei
der Botschaft der Volksrepublik China in Bonn ein verblüffendes Ergebnis auf den
Sat-Bändern beschert.
Erst wollte man mir nicht so recht glauben, daß CCTV 4 hier in Europa empfangbar
ist. Nachdem ich den Hörer an den Fernseher gehalten hatte, glaubte man es mir.
In einem längerem Gespräch erläuterte ich, daß es gar nicht schön ist, daß der
Empfang auf PAS-4 sich nun so verschlechtert hat. Der gute Mann drückte sein
Bedauern darüber aus und sagte, daß man dagegen wohl relativ wenig machen kann,
der der Uplink über die BBC geht und man sozusagen Untermieter auf dem
Transponder der BBC sei. Ich schilderte ihm dann nochmals, wie wichtig es doch
für uns Westeuropäer sei, aus erster Hand Informationen über das Reich der Mitte
und das dortige Leben zu bekommen. Obwohl nur wenige hier die Sprache verstehen:
Die Bilder kann jeder sehen, Nachrichten gibt es auch in Englisch, außerdem sind
einige Beiträge englisch untertitelt. Der gute Mann sagte, man werde sehen, was
sich machen läßt.
Tja, und was sehe ich heute Abend auf PAS-3R, 43 Grad West. Ich mußte wirklich
mehrmals hinsehen, ob es keine Halluzination ist. Da sendet nun wirklich und
wahrhaftig CCTV 4 in PAL, Ton 7,20 MHz, über 4,181 GHz v. Zwar muß ich ein nun
ein wenig den Tresholdfilter bemühen, aber mit ein wenig Spikes, kommt es
bedeutend besser rein als über PAS-4 (68,4 Grad Ost.) Bleibt nur zu hoffen, daß
dies auch so bleibt, und nicht auch hier wieder Transponder geteilt werden.
(Norbert Schlammer)
Keine Meldung von FAB
Wer erinnert sich noch an FAB, das Fernsehen aus Berlin? Wohl niemand, sofern er
nicht im Einzugsbereich des Regionalsenders wohnt. Waren da nicht mal Pläne über
eine EUTELSAT-Abstrahlung? Wohl schon, aber dann gab es Finanzprobleme, neue
Gesellschafter stiegen ein, und die Sache geriet in Vergessenheit. Wo sie auch
heute noch schlummert, wie uns jetzt Thomas Kubaczewski demonstrierte. Auf seine
Anfrage beim Sender hieß es jetzt, man könne weder zu Satellit noch zum
Sendestart "konkrete Angaben machen". Man werde es aber zu gegebener Zeit den
Medien mitteilen.
Goldene Worte
"Fernsehen ist eine Blähung der Volksseele. Aber warum brauche ich für einen
Furz einen Decoder??"
Zitat Dieter Hildebrandt aus der Schweizer Programmzeitschrift TR7, überliefert
von Thomas M. Gmuer
Nachtrag: Sat-ND, 27.3.96
Das US-Network CBS entwickelt ein Eigenleben. Hatte eben noch ein Manager der
Eigentümerfirma Westinghouse einen eigenen Newskanal abgelehnt, kommt aus dem
Sender selbst das Gegenteil. Die News-Abteilung legt Wert auf die Feststellung,
daß zu der aggressiven Erkundung der Möglichkeiten zwecks Ausweitung auch ein
24-Stunden-Newskanal gehöre. Geheimnisvoll steckte man der Presse, der Herr von
Westinghouse könne ja gar nicht wissen, mit welchen Partnern man über einen
Nachrichtensender verhandle. Ach so!
Thanks to our contributors --
Thomas M. Gmuer: tgmur@tinet.ch
Norbert Schlammer: 100415.3560@compuserve.com
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