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Sat-ND, 23.4.96




Sat-ND - Informationen zur Satelliten- und Medienszene

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Nachrichten vom 23. April 1996

MMBG setzt Startdatum
Seit heute gibt es auch für die Konkurrenz von Leo Kirch beim
Digitalfernsehen, also für die Multimedia Betriebsgesellschaft (MMBG), ein
Startdatum: Es soll im Oktober 1996 losgehen. (Kirch startet im Juli.) In
der MMBG tummeln sich auf programmlicher Seite die vor der Fusion
stehenden Branchenriesen CLT und Bertelsmann, deren Partner Canal + und
Rupert Murdoch (der allerdings kein Mitglied der Gruppe ist) sowie ARD und
ZDF. Der geschäftliche Mehrheit soll von Netzbetreibern wie der Deutschen
Telekom und anderen gehalten werden. Ähnlich wie bei Kirchs
Bezahlfernsehen DF 1 wird auch hier digital, datenreduziert und vor allem
gegen Entgelt gesendet. Der Unterschied: Die Kunden müssen sich eine
andere Settop-Box kaufen, das Zaubergerät also, das die Bilder
entschlüsselt. Bei Kirch heißt die Kiste d-box, bei der MMBG vermutlich
Mediabox. Wer alles sehen will, zahlt also nicht nur locker einige hundert
DM pro Monat, sondern muß sich zudem zwei Geräte für jeweils über 1000 DM
zulegen - oder mieten, doch das erhöht die monatlichen Ausgaben nur noch
weiter. 

Do It Yourself
Eigentlich hatte sich RTL innerlich schon von den Eigenproduktionen
verabschiedet. Nicht total, doch war ihr Anteil zurückgefahren worden -
ein in der Branche zu beobachtender Trend, der nun aber ins Gegenteil
umschlagen könnte. Filmpakete haben aberwitzige Preise erreicht, unter
einer Milliarde DM läuft heutzutage nichts mehr. Selbst bei einem
Großverdiener wie RTL (Umsatz 1995: 2,87 Milliarden DM, Nettoeinnahmen
1,96 Milliarden) reicht der Griff in die Portokasse nicht aus. An der
Preisspirale gedreht hatte vor allem Filmhändler Leo Kirch, der auf der
Suche nach Software für sein Digitalfernsehen bei Columbia Tristar und
Viacom jeweils (geschätzt) eine Milliarde Dollar hingeblättert hat. 
So war am Rande der Programm-Messe MIP-TV in Cannes von RTL-Boß Thoma
erwartungsgemäß zu hören, daß die Verhandlungen mit dem US-Studio MCA über
eine Verlängerung des Outputdeals nur schleppend vorankommen, denn auch
hier wird es unter 9 Stellen wohl kaum ablaufen. Noch bis 1997 gehen
sämtliche deutschsprachigen Rechte an MCA-Produktionen an RTL. Thoma über
die Marschrichtung seines Senders: Man werde nicht jeden Preis zahlen -
irgendwann seien Eigenproduktionen dann doch wieder billiger.
Handelseinig wurden die luxemburgische CLT und US-Partner MCA übrigens in
Sachen RTL 7. Das polnische Programm kann also, wie seit längerer Zeit
geplant, auf Sendung gehen. Wann das geschehen wird, ist allerdings völlig
unklar.
Inzwischen greift man in der Not auch auf ungewöhnliche Partner zurück.
RTL-Teilhaber UFA hat mit den Paramount-Studios einen (bei 90 Millionen
US-Dollar allerdings recht bescheidenen) Vertrag zur gemeinsamen
Produktion von Fernsehfilmen abgeschlossen. Interessant ist neben der
Tatsache, daß Paramount über seinen Inhaber Viacom eigentlich an Leo Kirch
gebunden ist, der dritte Partner der Kooperation: Waschmittelkonzern
Procter & Gamble. Allerdings zeugt schon die Bezeichnung "Seifenoper" vom
programmlichen Engagement solcher Firmen, das es praktisch seit den
Anfängen des Rundfunks gab. Später kam das sogenannte Bartering in Mode,
bei dem die Pulver-Produzenten selbst Billigserien produzierten, den
Sendern kostenlos anboten und im Gegenzug Werbezeit reserviert bekamen -
zumindest in den ersten Jahren auch bei RTL praktiziert. Was die
Waschmitttelfirma nun genau mit den Billigfilmchen zu tun hat, die primär
für Europa produziert werden, wissen wir allerdings auch nicht.

RTL-News?
Daß die Nachrichtensendungen des Kommerzsenders RTL sonderlich aufregend
seien, hat ihnen noch niemand nachgesagt. Versuchte man sich in der
Anfangszeit mit buntem Blödsinn, schwenkte man im Laufe der Jahre (wie
alle Privaten) inhaltlich auf die seriöse Linie um. Aber man muß ja mit
der Zeit gehen, und deutsche Fernsehmacher sehen da vor allem auf die USA
und ihren kaum nachvollziehbaren Newschannel-Boom. Das heißt, derzeit gibt
es nur CNN, doch plant fast jedes größere Network in den Staaten seinen
eigenen Nachrichtenkanal. Jetzt auch RTL. Losgehen könnte es im Herbst
1997, verhandelt wird natürlich mit den US-Größen: ABC/Disney, CBS (die
Ausnahme von der Regel; hier gibt es keine offizielle Ankündigung eines
News-Kanals) und CNN. Das dürfte man in Berlin bei n-tv, dem eigentlichen
deutschen CNN-Ableger, mit Erstaunen vernehmen. Ob Ted Turners
Nachrichtenschleuder tatsächlich zwei deutsche Sender braucht, darf selbst
im Zeitalter des Digitalfernsehens bezweifelt werden. n-tv stagniert seit
langem bei einem kaum meßbaren Marktanteil von 0,3 Prozent.

A New Dutch Pubcaster?
There might be a new public broadcaster in The Netherlands soon. Bart
'Boos' de Graaff wants to bring back 'Veronica-like' programming to the
pubcasters, now that the station has gone commercial. De Graaff, who
currently produces programming for Veronica, has requested the so-called C
status for a public broadcaster. In order to gain it, he has to win 60,000
supporters. That should be easy, because a quarter of his 900,000 viewers
has indicated support for his plans. To become member, a contribution of
10 guilders (tientjeslid) is required. However, another initiative in this
direction, called "Morgana", has failed because only 40.000 members
supported it. De Graaff will start gathering his supporters in October.
(Jiste Groen/pck)

Zweifelhaftes Jubiläum
Daß sich auf dem deutschen Fernsehmarkt auch die absurdesten Konzepte
verwirklichen lassen, beweist Super RTL nach einem Jahr Sendetätigkeit.
Niemand brauchte dieses Programm seinerzeit, und viel hat sich daran nicht
geändert. Der erstmals im Mai 1995 gemessene Marktanteil lag seinerzeit
bei 0,7 Prozent, heute sind es gerade mal 1,8. Rund 44 Prozent der
Bundesbürger haben Zugang zu dem Programm, doch leider sind vor allem
Kinder dem Einfluß von Super RTL ausgesetzt. Über 40 Prozent der Zuschauer
sind unter 14 Jahren. 

PanAmSat schaufelt Geld...
Keine Verkaufsgerüchte heute, nur erstaunliche Daten von PanAmSat. Der
Satellitenbetreiber legte heute die Ergebnisse des ersten Quartals 1996
vor, und die sind wahrhaft respektabel. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
stiegen die Einnahmen von rund 19 auf über 50 Millionen US-Dollar. Nachdem
man im ersten Quartal 1995 einen Verlust von knapp 6 Millionen Dollar
aufzuweisen hatte, betragen die Nettoeinnahmen nunmehr über 13 Millionen
Dollar. Der Boom geht vor allem das Konto der zwei neuen Satelliten PAS 3R
und 4, die im Laufe des Jahres in Betrieb gingen und neue Einnahmequellen
erschlossen. Allerdings: Während die Einnahmen aus geschäftlicher
Datenübertragung (10,3 Millionen Dollar) "nur" um 66 Prozent wuchsen,
stiegen die Einnahmen bei Fernsehdiensten (39,7 Millionen Dollar) um 223
Prozent.

....Digital-TV nicht
Anders sieht es beim Digitalfernsehen aus. Auf den amerikanischen
DBS-Satelliten hält sich bekanntlich USSB als Untermieter neben Hughes'
DirecTV, doch von Gewinnen ist weit und breit nichts zu sehen. Im
Gegenteil. Aus den jetzt vorgelegten Daten für das dritte Quartal des
Geschäftsjahres läßt sich kaum ein positiver Trend herauslesen. Machte man
im Vorjahreszeitraum 19,2 Millionen Dollar Verlust, waren es vom 1.1. bis
31.3.1995 sogar 21,5 Millionen. Und das trotz eines kräftigen Zuwachses
bei den Abonnenten (jetzt genau 791.469), von denen man im Durchschnitt 25
Dollar pro Monat kassiert.

Katalanisches Fernsehen auf Satellit
Seit heute gibt es ein neues analoges TV-Programm mit zwei analogen Radios
via Satellit. Um 20 Uhr startete auf HISPASAT (30,5 Grad West) Televisio
de Catalunya,12,671 GHz v, in PAL. Auf 7,38 MHz war Radio Catalunya und
auf 7,74 MHz Catalunya Informacion zu hören. Gesendet wird vorerst täglich
4 Stunden. (Norbert Schlammer)


Thanks to our contributors --
Norbert Schlammer: 100415.3560@compuserve.com
Jitse Groen: jgl@dds.nl

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